Wer auf Grund einer Amputation Prothesenträger ist fragt sich oft, inwieweit er noch am täglichen Leben teilnehmen kann. Dass das möglich ist, zeigte Orthopädietechnikermeister Johannes Kosow am Samstag bei seinem Event „Fit for Summer“. Einer Radtour mit 16 Teilnehmern, die Hälfte davon Prothesenträger, folgte der Nachmittag auf dem Gelände von „APT-Aktiv-Prothesen-Technik“ in Borghorst. „Wir stellen Mobilität dar und wollen Menschen mit welchem Handicap auch immer motivieren, weiterhin aktiv zu bleiben.“
Spaß an Bewegung
Moderne Prothesentechnik ermöglicht heute einiges. Tischtennis oder Badminton zu spielen dürfte kein großes Problem mehr sein. Trotz Amputation können Betroffene Spaß an Bewegung finden. Wer mit dem Fahrrad fährt braucht dazu keine spezielle Prothese. „Wichtig ist die gute Fixierung am Beinstumpf, im Grunde wie bei allen anderen täglichen Verrichtungen auch“, sagt der Fachmann. Darüber hinaus gibt es Möglichkeiten, ein Fahrrad entsprechend herzurichten.
Das beginnt mit dem Tausch des Sattels, weil vielleicht der Prothesenschaft nicht genügend Platz hat, dem Pedalhub entgegen zu wirken. Auch ein Elektro-Bike kann hilfreich sein, weil es über die Kraftunterstützung verfügt, um bei der Radtour mit dem Freundeskreis mitzuhalten.
„So gibt es eine ganze Reihe Tipps und Kniffe“, sagt Kosow und freut sich über das Netzwerk von Interessierten, das sich mittlerweile gebildet hat und dem er auf diese Weise helfen kann. Infotags-Teilnehmer Christian Barst sieht das auch so: „Neben reinen Sachthemen ist der persönliche Austausch besonders wichtig“, sagt er. „Man kann Prothetik über die Sache definieren, doch über die emotionale Befindlichkeiten zu reden ist auch wichtig.“
So schätzt er die Fit for Summer-Events, weil in dieser Runde die Möglichkeit zum Gespräch gegeben ist. Für ihn macht das den Unterschied aus zwischen einer normalen und einer guten Prothesenversorgung.
Gangschule
Auch Kerstin Zielinsky war vor Ort. Sie ist zuständig für die Physiotherapie in der „Gangschule“. „Das Problem der Beinprothesenanwender ist die Gewichtsübernahme auf der Prothesenseite“, erläutert sie. „Sie lernen zum Beispiel auf einem Slalomparcours, die Balance zu halten und die Gewichtsübernahme zu trainieren.“ Auch das wurde an diesem Nachmittag geübt. Weitere Experten informierten über Pilates und Schmerztherapie.
Quelle: Münstersche Zeitung