Erstversorgung
Menschen, die frisch amputiert wurden oder denen die Amputation noch bevorsteht, haben in der Regel nur einen Wunsch: so schnell wie möglich wieder ein „normales und aktives Leben“ führen zu können. Oftmals werden im Vorfeld – etwa durch gut gemeinte Aussagen des Krankenhauspersonals – Erwartungen geweckt, dass das alles kein Problem sei bei der heutigen Prothesentechnik. Die Wahrheit sieht leider oftmals anders aus. Es können Monate vergehen, bis man mit einer Prothese richtig laufen kann.
Gut vorbereitet sein, auf das was da kommt
Um das Ziel zu erreichen, die Patienten möglichst schnell nach einer Amputation mobilisieren zu können, muss die sogenannte Wundheilung des Stumpfes abgeschlossen sein. Dazu gehört auch, dass die Fäden an der Wundnarbe bereits entfernt wurden, bevor mit einem Abdruckverfahren durch die Orthopädietechnik mit der Versorgung begonnen wird. Die Verantwortung für den richtigen Zeitpunkt des Versorgungsbeginns mit einer sogenannten Interims-Prothese (Übergangs-Prothese) tragen dabei immer die behandelnden Ärzte. Leider erfahren wir, dass viel zu häufig, viel zu früh mit der Versorgung der Interims-Prothese begonnen wird. Letzten Endes entscheiden die Betroffenen selbst, ab wann die Prothesenversorgung beginnen soll. Dabei sollten die Betroffenen wissen, dass aufgrund des aktuellen Gesundheitssystems und die damit verbundenen Vergütungsmodelle, die Krankenhäuser angehalten sind, möglichst schnell ihre Patienten zu entlassen. Aus unserer Sicht ist das im Falle einer Amputation mit anschließender Interims-Prothesenversorgung jedoch nicht zielführend für den Betroffenen.
Wir bei APT wissen um die Notwendigkeit „eines perfekten Teams“, um schnell wieder aktiv zu werden. Gerne beraten wir sie unverbindlich und ausführlich vor Ort.
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Vorbereitende Maßnahmen
Wichtig ist es, dass der Stumpf direkt nach der Amputation bereits mit einer elastischen Binde komprimiert wird. Anfangs schwillt das Restgewebe im Bereich des Stumpfes sehr stark an. Die Schwellung kann mit Hilfe der elastischen Wickel eingedämmt werden. Weiterhin sollte in jedem Fall auf die Stumpf-Lagerung geachtet werden. Bei falscher Lagerung entstehen schnell sogenannte Streckdefizite im Bereich der Beuger (Hüfte/Kniegelenk), die später nur durch ein enormes Pensum an Physiotherapie wieder behoben werden können. Ebenso ist es unter Aufsicht und Anleitung von Therapeuten hilfreich, einfache Stehübungen unter Verwendung von weiteren Hilfsmitteln (Gehstützen, Rollator, Barren) noch im Krankenhaus täglich mehrmals auszuführen. Damit gewöhnt sich der Kreislauf wieder schneller an das aufrechte Stehen und die Sehnen und Muskeln kommen automatisch wieder in die Streckung. Das noch vorhandene Standbein und der Gleichgewichtssinn werden trainiert.
Die häufige Problematik mit der Interims-Prothese
Mit der noch im Krankenhaus gelieferten Interims-Prothese begibt sich der Amputierte in der Regel auf sofortigem Wege in die stationäre Rehamaßnahme. Dort soll der Umgang mit der Prothese sowie das Gehen mit Prothese und der allgemeine muskuläre Aufbau gefördert werden. In der Regel werden aus den zunächst angesetzten drei Wochen häufig fünf Wochen, da der Prothesenträger eine Rehaverlängerung bekommt. Es kommt also nicht selten vor, dass ein amputierter Mensch zunächst Wochen und Monate im Krankenhaus verbringen muss, anschließend noch einmal bis zu fünf Wochen in die Reha-Maßnahme geht, um dann Zuhause realisieren zu müssen, dass es gar nicht so einfach ist, damit im Alltag zurecht zu kommen.
Gerade innerhalb der ersten Monate werden sich die Umfangsmaße des Stumpfes schnell reduzieren. Zunächst lässt sich das fehlende Volumen innerhalb des Prothesenschaftes noch mit sogenannten Prothesenstrümpfen ausgleichen. Wenn die Umfangsmaße sich um mehrere Zentimeter verringern, muss spätestens der nächste Interims Schaft Seitens der Orthopädietechnik hergestellt werden. Dabei ist es ihrem Stumpf „egal“ ob sie sich noch in der Reha-Maßnahme oder bereits zuhause befinden. In den ersten ca. 6 Monaten müssen sie geduldig mit den Veränderungen am Stumpf und ihrem Körper umgehen lernen. Dabei ist es wichtig, dass sie ein gutes Vertrauensverhältnis zu ihrem Prothesenversorger aufbauen können.
So schützen Sie sich vor Ernüchterung
Wie oben beschrieben, ergeht es wohl den allermeisten Menschen nach einer Amputation. Die eigenen Erwartungen werden bereits bei der ersten Vorstellung der Interims-Prothese durch ein Sanitätshaus zunichte gemacht. Statt möglicher sportlicher Höchstleistungen fallen die einfachsten Bewegungen schwer. Der Grund: Im Krankenhausalltag bleibt kaum die Zeit dem Patienten die nächsten Schritte ausführlich zu erläutern. Das gilt zum einen für das Krankenhauspersonal und zum anderen für das Sanitätshauspersonal welches die Versorgung im Krankenhaus anleiten soll. Auch werden dem Patienten in der Regel keine Sanitätshäuser in Wohnortnähe des Patienten gesucht, sondern das dem Krankenhaus nahestehende Sanitätshaus wird seitens der Station beauftragt, die Versorgung durchzuführen. Rezepte liegen in der Regel schon fertig unterschrieben im Stationszimmer und warten nur auf den Mitarbeiter des Sanitätshauses. Der Prothesenträger muss sich einzig auf die Aussage verlassen, dass mit diesem Sanitätshaus schon jahrelang erfolgreich zusammengearbeitet werde. Ein Dilemma, das sich in der Reha wiederholen kann.